Der häufigste Vorwurf und das größte Vorurteil in der selbstbestimmten Bildung ist wohl, dass kein soziales Lernen stattfindet und auch nicht stattfinden kann. Zu sehr sei man in einer ” weltfremden Blase”, zu wenig soziale Kontakte gäbe es, zu wenig Auseinandersetzung mit dem “echten Leben”. Nun, diese Vorwürfe mögen legitim sein, nur entsprechen sie nicht der gelebten Realität, im Gegenteil.
In unseren nun mehr als eineinhalb Jahrzehnten dauernden Erfahrung mit frei sich bildenden jungen Menschen (und Erwachsenen), hat sich unendlich oft gezeigt, dass diese Menschen nicht nur äußerst sozial sind, sondern auch überdurchschnitlich empathisch undbesonders in größeren Menschenansammlungen diejenigen sind, die die gesamte Gruppe “zusammen halten”. Warum ist das so?
In unseren Augen liegt das, wie fast alles Andere auch, an der Wahlfreiheit. Wenn ich jederzeit ohne Repressalien nein sagen kann, ich also erfahre, dass es gut und richtig ist, auf mich und meine Bedürfnisse zu achten, dann werde ich nicht zum “sozialen Nackerbatzl”, sondern ich schätze und respektiere auch die Grenzen und Bedürfnisse von allem um mich herum. Erst, wenn ich mich selbst gut spüre und achtsam mit mir selbst umgehe, kann ich dies auch mit meiner Mitwelt tun. Und ich kann leicht flexibel sein und Kompromisse eingehen, damit es für alle Beteiligten passt, weil ich weiß dass meine Stimme gehört und mein Standpunkt respektiert wird. Die Idee, einen Menschen zu zwingen, zu teilen, “lieb zu sein”, brav und angepasst, ist in unseren Augen unwürdig, respektlos und menschenverachtend übergriffig. Stellt euch mal vor, wenn ein Erwachsener mit euch so sprechen würde, wie es die meisten Erwachsenen mit Kindern tun. Würdet ihr euch das gefallen lassen? Würdet ihr gehorchen und dieses Verhalten für den Rest eures Lebens an den Tag legen, nur, weil ihr mit irgendwelchen “Zuckerl” belohnt worden seid (oder noch schlimmer: psychisch- und körperlich bedroht worden oder unter Druck gesetzt worden seid)? Ich denke, nein. lhr würdet wütend werden, euch das nicht gefallen lassen und in den Widerstand gehen und euch wehren. Das tun auch unsere Kinder auf viele unterschiedliche Weisen. Nicht immer werden sie jedoch gehört und irgendwann geben sie dann auf, weil sie erfahren haben, dass ihre Meinung nicht zählt, sie nicht so wichtig sind wie andere. Sie resignieren und fügen sich, denken, sie seien nicht gut genug Lassen wir es nicht so weit kommen Jeder Mensch hat immer das Recht auf achtsame, liebe- und respektvolle Behandlung und das Recht auf Meinungsfreiheit. Punkt.

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About the Author: Karin

Elternbegleiterin, Künstlerin, Autorin, Speakerin, Netzwerkerin, Mutter und Liebende. Seit bald zwei Jahrzehnten Beschäftigung mit selbstbestimmter Bildung und Persönlichkeitsentwicklung.
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