Diese Frage wird immer von Erwachsenen an Kinder, oft mit erhobenem Zeigefinger mit einem fast drohenden Unterton gestellt. Dabei ist sie in Wahrheit gar keine wirkliche Frage aus Interesse, mehr eine Maßnahme, ein Eingreifen, etwas, was im Mainstream oft mit guter Erziehung betitelt wird. Aber müssen Kinder wirklich gute Manieren beigebracht bekommen und bei jeder Gelegenheit daran erinnert werden, als wären sie nicht ganz hell im Kopf?
Kinder sehen, hören, fühlen alles um sie herum. Ein Kind kann in der Beziehung gar nicht überschätzt werden, denn Beobachten und Nachahmen sind unsere eingebauten Überlebensstrategien, unser Weg in unsere soziale Gruppe und die wichtigste Orientierungshilfe. Wir alle sind geborene Empathen, wir lesen unsere wichtigsten Bezugspersonen (und auch alle Anderen) wie ein offenes Buch, jede noch so kleine Geste, Körperhaltung oder der Tonfall werden gespeichert und sortiert, denn erst durch ein Gegenüber im Außen erfahren wir uns selbst.
Astrid Lindgren soll einmal gesagt haben: „Gebt den Kindern Liebe, Liebe und noch mal Liebe, dann kommen die guten Manieren ganz von selbst.“ Wir können dem aus Erfahrung nur beipflichten. Aber warum? Weil Menschen, denen achtsam, respekt- und liebevoll begegnet wird, denen Vertrauen ohne Bedingungen entgegen gebracht wird, automatisch auf dieselbe Art und Weise auf andere Menschen zugehen. Weil wir mit „Bitte“ und „Danke“ reagieren, wenn wir ebenso höflich und zuvorkommend behandelt werden. Weil diese Floskeln dann mehr sind als leere Worthülsen, sondern ein Ausdruck von wahrlich empfundener Dankbarkeit und Wertschätzung. Vielleicht kommen diese Worte nicht wie aus der Pistole geschossen, nicht wie von einem Zirkushündchen einstudiert, vielleicht auch nicht schon, sobald ein junger Mensch gerade erst sprechen gelernt hat und auf Befehl, aber sie kommen. Oft auf eine sehr individuelle, berührende und wunderschöne Art und Weise, so einzigartig wie der junge Mensch eben auch. Garantiert.

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About the Author: Karin

Elternbegleiterin, Künstlerin, Autorin, Speakerin, Netzwerkerin, Mutter und Liebende. Seit bald zwei Jahrzehnten Beschäftigung mit selbstbestimmter Bildung und Persönlichkeitsentwicklung.
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