Das Thema körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung ist ein gesellschaftlich sehr heikles. Einerseits liegt der Fokus so stark wie wohl noch nie in der Menschheitsgeschichte auf den Rechten von Minderjährigen und dem Wahren der intakten körperlichen wie psychischen Gesundheit, andererseits hören wir fast täglich von neuen sexuellen Missbrauchsfällen und Gewalt an Kindern.
Gerade weil dieses Thema aber so wichtig wie kaum ein anderes ist, gilt es unseren Blick darauf zu schärfen, wann körperliche und psychische Gewalt in der Familie beginnt. Sätze wie „Gib die Hand!“, „Die Tante will ein Küsschen von dir – hab dich nicht so!“ usw., zumeist ausgesprochen von den engsten Bezugspersonen des Kindes, schwächen bereits das Vertrauensverhältnis einerseits und das Gefühl für den eigenen Körper und dessen Grenzen und Bedürfnisse andererseits.
Aber auch gesellschaftlich oftmals akzeptierte Übergriffigkeiten an Kindern, wie das Tätscheln des Kopfes oder der Wange, sind zu hinterfragen: Würden wir einem Erwachsenen auf eine solch respektlose Weise begegnen? Und wieso ist diese herablassende Geste bei unseren Söhnen und Töchtern in Ordnung, obwohl sie so etwas wie eine Machtdemonstration darstellt?
Als ich begonnen habe, jede einzelne meiner Handlungen in Bezug zu meinen Kindern ganz bewusst unter der Lupe der Frage: „Würde ich auch mit meinem Partner so handeln oder reden?“, zu betrachten, hat sich mein Blickwinkel auf Adultismus und Gewalt an Minderjährigen radikal verändert.
Junge Menschen brauchen Erwachsene, die voll und ganz hinter ihnen stehen, sie schützen und sie in ihrem naturgegebenen Bauchgefühl stärken. Die ihnen mit Achtsamkeit, Würde und Respekt begegnen. Ihr Nein akzeptieren, ganz besonders, wenn es um ihren eigenen Körper geht. Damit sie später, wenn sie ihre eigenen Entscheidungen in Bezug auf ihren Körper treffen müssen, ihren Standpunkt klar und deutlich machen und auch einhalten können.
Sie brauchen Erwachsene, die genau die Werte vorleben, die wir gerne von unseren Kindern sehen würden: authentisch, ehrlich, achtsam und individuell verschieden wie wir alle.
Wie geht es dir persönlich mit diesem Thema? Hast du Erfahrungen in deiner eigenen Kindheit dazu gemacht bzw. wie gehst du damit mit deinen eigenen Kindern um?

Leave A Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

About the Author: Karin

Elternbegleiterin, Künstlerin, Autorin, Speakerin, Netzwerkerin, Mutter und Liebende. Seit bald zwei Jahrzehnten Beschäftigung mit selbstbestimmter Bildung und Persönlichkeitsentwicklung.
Teile diesen Post gerne!