Nachdem es immer wieder zu Verwirrungen kommt, wenn es zu den Begrifflichkeiten von freien Bildungswegen kommt, wollen wir euch hier eine kleine und hoffentlich klare Sammlung bieten. Lasst uns gerne eure Meinung dazu da und/oder ergänzt, falls wir was übersehen haben sollten!
Homeschooling (Hausunterricht oder häuslicher Unterricht):
Wie der Name schon sagt, ist Homeschooling so etwas wie Schule zuhause. Man folgt einem Lehrplan von außen, meistens dem staatlich vorgeschriebenen.
Die Motivation kommt von Außen, also extrinsisch.
Am Ende jedes Schuljahres legt man eine Prüfung ab (die sogenannte Externistenprüfung oder Gleichwertigkeitsfeststellung, zumindest in Österreich).
Homeschooling bietet den Familien individuelle Freiheiten, wie, wann und wo sie den Stoff durcharbeiten. Dabei können sowohl die Eltern diejenigen sein, die den Stoff vermitteln, als auch externe Personen, wie zum Beispiel ein Lehrer, oder aber es kann ganz klassisch mit herkömmlichen Schulbüchern gearbeitet werden.
Homeschooling kann die gesamte Bildungslaufbahn praktiziert werden, Kinder im Häuslichen Unterricht erhalten ein reguläres Zeugnis, das sie z. B. auch zum Antritt eines Studiums berechtigt.
Unschooling (Selbstbestimmte Bildung, self directed education, frei sich bilden):
Die Familie folgt den individuellen Begeisterungen, Interessen und Stärken aller Beteiligten, es gibt keinen vorgeschriebenen Lehrplan von außen. Die Motivation zum Lernen erfolgt intrinsisch, also von innen heraus, aus Freude, Neugier und dem Willen, ein Problem zu lösen.
Naturgemäß kann es bei der selbstbestimmten Bildung also vorkommen, dass sich die Interessen der jungen Menschen nicht zwangsläufig mit dem Inhalt von staatlichen Lehrplänen decken.
Viele Familien, die sich frei und selbstbestimmt bilden, stehen daher früher oder später im Konflikt mit den rechtlichen Rahmenbedingungen (zumindest wiederum in Österreich) und/oder sehen sich gezwungen, die jungen Menschen den vorgeschriebenen Prüfungen nicht mehr zuzuführen, um ihren natürlichen Lernfluss nicht zu unterbrechen.
Unschooling ist in Österreich nicht rechtlich anerkannt. Es gibt immer mehr Menschen und Initiativen, die sich für selbstbestimmte Bildung als eigenen, legal machbaren Bildungsweg einsetzen.
Unschooling ist in einigen Ländern durchaus erlaubt und rechtlich verankert, wie zum Beispiel Großbritannien oder Teilen der USA.
Individuelle Lösungen:
Zwischen diesen beiden Polen von außerschulischen Bildungswegen gibt es eine Vielzahl von Abstufungen. Familien, die sich dazu entscheiden, ihre Kinder außerhalb des Schulsystems zu begleiten, finden in den allermeisten Fällen ihren ganz eigenen Weg und kreative Lösungen, wie sie mit den vorgegebenen Rahmenbedingungen umgehen.
Freilernen:
Wir erwähnen freilernen hier absichtlich gesondert, da dies kein klar definierter Begriff ist, sondern oft verallgemeinernd für die verschiedenen Formen von außerschulischen Bildungswegen verwendet wird.
Was verwenden?
Wir bevorzugen von all den Begriffen jedenfalls selbstbestimmte Bildung, weil der Name schon beschreibt, worum es geht.
Unschooling als Begrifflichkeit sehen wir indes problematisch, weil hier schon im Wort selbst “gegen Schule” definiert wird, bzw. ein “nicht Schule” als Definition nichtssagend ist.
Mehr Infos
Wer sich tiefer in die Begrifflichkeiten einlesen möchte, dem sei die Lektüre des Glossars der Plattform freie Bildungswege ans Herz gelegt.
Erzählt uns gerne eure persönliche Geschichte: Seid ihr Homeschooler, Unschooler oder irgendwas dazwischen? Wie organisiert ihr euren Lernalltag und geht mit den rechtlichen Rahmenbedingungen um?